Fahren in Zeiskam - Deutsche Meisterschaft der Zweispänner

Am Donnerstag fand die erste Bewegung im Fahrerlager statt. Die Anreise der Gespannfahrer. Sie bezogen die Stallzelte. Pünklich um 11 Uhr am Freitag trafen sich die Fahrer in der VipLounge zu einem Empfang, wo die Startfolge für die Zweispännerfahrer ausgelost wurde. Die nächste Aufgabe bestand darin die Pferde zu bewegen und sie für die anstehende Verfassungsprüfung um 17 Uhr herzurichten. Jedes einzelne Pferd von insgesamt 62 Gespannen wurde von den Tierärzten und Richtern begutachtet. Es erfolgte eine Kontrolle die bescheinigte das, dass vorgestellte Pferd laut Equidenpass dem gemeldeten und somit startberechtigten Pferd entsprach. Im Anschluss erfolgte eine Temperaturmessung und eine Sichtkontrolle die eine eventuelle Erkrankung oder Verletzung zeigen sollte. Danach musste der Fahrer mit seinem Pferd an der Hand einen Parcours im Schritt und Trab absolvieren, damit das Gangwerk des Pferdes auf Lahmheit überprüft werden konnte. Wenn von seiten der Tierärzte und Richter keine Beanstandungen erfolgten war für die Teilnehmer der Start frei für die erste Prüfung, eine Dressuraufgabe am Samstag. Die nächste tierärztliche Kontrolle erfolgte nach der Aufwärmphase am Sonntag bei der Geländeprüfung bevor die Fahrt der anstehenden sechs Hindernisse erfolgte. Wenn die Überprüfung den Vorgaben nicht entsprach musste die Fahrt sofort abgebrochen werden. Konnte die Geländestrecke erfolgreich durchlaufen werden, erfolgte erneut ein Ärztecheck.

Ebenso am Montag vor dem Start zur Hindernisprüfung. Noch einmal wurde sicher gestellt das sich die Pferde im Gelände nicht verletzt hatten. Erst danach durften sie erneut an den Start. Friedrich Otto-Erlay, Leiter von der FN Abt. Turniersport fungierte als technischer Delegierter. Er war zuständig für die sachgemäße Durchführung aller Prüfungen, auch dieser Verfassungsprüfungen. Er stellte sicher das die gesamte Veranstaltung regelkonform ablief. Seine Aufgabe war es auch das Gelände abzunehmen und die Hindernisse auf ihre Standfestigkeit zu überprüfen. Um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten waren allein auf dem Fahrgelände siebzig ehrenamtliche Helfer im Einsatz. Darunter zählen fünf Tierärzte, ein Notarzt, sechs Stationen im Gelände die besetzt waren mit Betreuern von Roten Kreuz, ein Hufschmied, Bautrupps, Streckenposten, Ansager, Betreuer der Meldestelle und Rechenstelle, Verpflegungstrupps, Richter und deren Schreibkräfte. Sie alle sorgten dafür, dass ein so hochklassiger Fahrsport mit exzellenten Pferden und Fahrern stattfinden konnte.

Der Titel für die Deutsche Meisterschaft wurde an drei aufeinander folgenden Tagen erkämpft. Am Samstag erfolgte der Start im Dressurviereck. Auf einer Fläche von 40 auf 100 Meter musste eine S- Dressur der höchsten Anforderung gefahren werden. Nach dieser Prüfung war den fachkundigen Besuchern am Rande des Viereckes klar, dass Anna Sandmann bei den Großpferden den Sieg holt. Die Geländestrecke wurde am Sonntag um 10 Uhr für die Zweispänner freigegeben. 6800 Meter Aufwärmphase waren in freier Gangart mit vorgegebener Zeit zurück zulegen bevor das erste Hindernis der Schlösselgarten erreicht wurde. Weitere sechs Hindernisse folgten auf einer Strecke von 6900 Metern. Nach jedem Hindernis musste zur Schonung der Pferde und Fahrer eine sogenannte Erholungsphase von 500 Metern erfolgen um erneut Kraft und Konzentration zu tanken.

Verantwortlich für den gesamten Hindernisparcours war Henning Lemcke. Der Ludwigshafener, ein internationaler Pacourschef hatte schon zwei Wochen vor dem Turnier die Hindernisse auf ihre Standfestigkeit geprüft. Brachte kurz vor dem Turnier erforderliche Schilder, Buchstaben und abwerfbare Teile an. Legte fest wie durch die Hindernisse gefahren werden soll und erstellte die erforderlichen Skizzen für die Fahrer. Weitere Aufgaben bestanden darin Helfer einzuweisen, Zeitmessanlagen einzurichten und die Bautrupps zu überprüfen. Am Montag starteten vierundzwanzig Zweispänner Pony´s und fünfzehn Zweispänner Großpferde auf dem Fahrplatz in einem sehr anspruchsvoll gebauten Hindernisparcours. Auf einer Länge von 700 Metern waren zwanzig Hindernisse mit 34 Kegelpaaren aufgebaut, die in einer erlaubten Zeit von 168 Sekunden genommen werden mussten. Hochkonzentriert durchfuhren die Gespanne Kegelpaar für Kegelpaar, die in so kurzen Abständen aufeinander folgten, dass es kaum möglich war zu galoppieren.

Nach dieser Prüfung, stand sehr schnell das Ergebnis fest. Die Kombinierte Prüfung und somit auch der Deutsche Meistertitel bei den Pony Zweispännern ging an Steffen Brauchle mit einer Wertung von 139,85 Strafpunkten. Sein Gespann mit Nobel Man und T´Pau errang im Gelände den 1. Platz. Den Sieg knapp verfehlt mit 140,56 hat Christof Weihe mit Arvalon Braint und Rock Felix. Dressur und Hindernis hatte er gewonnen. Leider schnitt er im Gelände schlecht ab, deshalb Silber für ihn. Über die bronzene Medaille freute sich Tim Schäferhoff mit seinen Pferden Paul TS und Null Null Sieben 3. Der Sieg bei den Zweispänner Großpferden war zu erwarten. Anna Sandmann holte sich Gold mit Fantast 295 und Jelviro mit einer Wertung von 151,32. Dennis Schneider mit seinen Pferden Aglaya Livorno und Captain Chelsea R sicherte sich im Gelände den ersten Rang, im Hindernisfahren den Zweiten, in der Dressur wollte es nicht so recht klappen somit geht die Silbermedaille an ihn, mit einer Wertung von 157,16. Knapp dahinter mit 158,85 Strafpunkten Max Berlange mit Daymonte und Vilmar P. Er war in allen Disziplinen etwa gleich stark unterwegs. Bronze für ihn.

Die Ehrung der Deutschen Meisterschaft fand auf dem Hauptplatz der Anlage statt. Reiner Bruehlheide, Vorsitzender des DOKR Ausschusses Fahren, dankte als erstes dem Zeiskamer Reitverein für die hervorragende Organisation, Betreuung und Verplegung. Bedankte sich bei den unzähligen freiwilligen Helfern. Brigitte Seidler Vorstandsmitglied des PSV Rheinland-Pfalz verteilte die Medaillen und Schärpen an die Deutschen Meister. Vor dieser Ehrung wurde die Länderwertung der Zweispänner Ponys und Großpferde vorgenommen.

Bei den Ponys siegte Westfahlen mit 293.65 Strafpunkten, gefolgt von Baden-Württemberg mit 297,274 und Hessen mit 342,88 Strafpunkten. Bei den Großpferden siegte Weser-Ems mit 307,92 Strafpunkten, hier folgte Hessen mit 342,3 und Sachsen mit 362,02 Strafpunkten.

Eine Art von Trauerflor bildeten die Zweispännerfahrer als sie eng hintereinander in den Hauptplatz am Montag einfuhren um an einer Gedenkfeier von Sigfried Prokop beizuwohnen. Sigfried Prokop ist am Pfingstwochenende verstorben. Er gehörte dem Verein seit 1969 an. Hat 1973 die Turnierleitung übernommen. Von 2007 bis 2018 führte er als Präsident den Verein. Er hat 1988 den Fahrsport ins Leben gerufen. Sein bestreben war es immer den Verein nach vorne zu bringen. Der Verein hat mit Sigfried Prokop ein besonders engagiertes Vereinsmitglied verloren und wird ihm stets ein ehrendes Gedenken bewahren.

Katharina Abel wurde am Samstag Abend in einem feierlichen Rahmen unter der Leitung von Nadja Weißbrod und Reiner Bruehlheide im voll besetzten Zeiskamer Stadion das Goldene Fahrabzeichen überreicht. Katharinas Karriere begann mit drei Jahren als sie ihr erstes Shetlandpony geschenkt bekam. Da eins zum Fahren nicht reichte wurden es immer mehr. Mit zehn Jahren absolvierte sie ihr erstes Fahrabzeichen und konnte somit die ersten Turniere bestreiten. Mit dreizehn Jahren stieg sie auf Großpferde um. Schon mit vierzehn erhielt Katharina eine Sondergenehmigung der Landeskommission, damit sie schwere Warmblüter vierspännig auf Turnieren fahren durfte. Als Fahrerin genoss sie ihre Ausbildung bei Peter Grüber, Fred Freund und Franz Ehrle. Unterstütz und begleitet wurde sie stets von ihrer Familie. Mit viel Ehrgeiz und Fleiß erarbeitete sich Katharina viele Siege und Platzierungen. Katharina züchtet Pferde, bildet sie aus und setzt sie im Reit- und Fahrsport ein. Immer das Wohl des Pferdes im Auge. Auch in Funktion als Trainerin gibt sie den Gedanken fair zum Pferd zu sein an Kinder, Jugendliche und Erwachsene weiter. Katharina Abel lebt mit und für die Pferde.